Buche

Fagus sylvatica L., Fagaceae

Unter den in Deutschland heimischen Laubbäumen leistet die Buche den größten Beitrag zur deutschen Forst- und Holzwirtschaft. Gegenwärtig wächst die Buche auf knapp über 20% der bundesdeutschen Waldfläche und hält einen fast eben so großen Anteil am jährlichen Holzaufkommen. Wie eine Reihe anderer Laubhölzer gemäßigter Klimazonen (z.B. Ahorn, Birke, Erle u.a. erlebt die Buche seit 5 Jahren auf dem heimischen Markt einen kontinuierlichen Aufschwung. Diese Entwicklung ist um so bemerkenswerter, als sie sich vor allem im Ausstattungssektor vollzieht, also in einem Bereich, in dem die Buche traditionell eine eher untergeordnete Bedeutung hatte. Das heimische Aufkommen an Buchenholz wird durch Importe von Rund- und Schnittholz sowie von Fertigprodukten vorwiegend aus Frankreich und Osteuropa ergänzt.

Botanische Bezeichnungen
Fagus sylvatica, Familie Fagaceae
Natürliche Verbreitung

Europa: von Südschweden über West- und Mittel- bis nach Südeuropa; östlich bis Mittelrussland und Kaukasus.

Weitere, in Ihrem jeweiligen Verbreitungsgebiet holzwirtschaftlich wichtige Buchenarten wachsen im südlichen Osteuropa (F. orientalis), in Nordostasien (F. crenata, F. sieboldii) und in Nordamerika (F. grandifolia).

Weitere Handelsnamen
Rotbuche, gemeine Buche (D); beech, common beech, european beech (UK); hêtre (F); beuken (NL); bok (S); faggio (I); haya (E); kaym (TR); raasch (IR)
Kurzzeichen nach DIN 4076 Blatt 1
BU
Beschreibung
Stammform
Buchen wachsen bevorzugt in der Ebene bis untere Lagen der Mittelgebirge und benötigen gute Böden. die Bäume erreichen Höhen von 25 bis maximal 40 m mit astfreien Schäften bis zu 15 m und Durchmessern von 50-80 cm, gelegentlich auch bis 1 m und mehr. Der im Bestandesschluss gewachsene Stamm ist meist geradschäftig, zylindrisch und vollholzig.
Farbe und Struktur des Holzes

von gleichmäßig blaß-gelblicher bis rosa-brauner Farbe, unter Lichteinfluss nur wenig nachdunkelnd; Splint und kern im trockenen Zustand farblich nicht unterschieden (Reifholzbaum); bei älteren Bäumen oft mit fakultativer Kernbildung von rot- bis dunkelbrauner Färbung und unregelmäßiger Form ("Rotkern")

Gefäße klein und in großer Anzahl annähern gleichmässig über den Querschnitt verteilt, nur im dunkleren Spätholz kleiner und weniger häufig. Holzstrahlen bis 1 mm breit, das Holzbild deutlich beeinflussend durch mehrere mm hohe, rötliche Spindeln auf tangentialen sowie dunkle Spiegel auf radialen flächen. Zuwachszonengrenzen deutlich markiert durch ein schmales und dunkleres Spätholz, das auf tangentialen Flächen eine optische Belebung (Fladerung) der Oberflächen bewirkt. Holz im trockenen Zustand ohne charakterischen Geruch.

Gesamtcharakter
Hellfarbiges und strukturell sehr homogenes, gleichmässig schlichtes Holz mit harter und dichter Oberfläche, dessen bild durch die charakteristischen Holzstrahlen belebt wird. Dies gilt für Holz aller Arten der Gattung Fagus, die sich untereinander nicht wesentlich unterscheiden.
Abweichungen
Krumme Schäfte, Spannrückigkeit, Rindenbrand und Frostrisse kommen gelegentlich vor. Holz älterer Bäume häufig mit "Rotkern" von unterschiedlicher Form und Ausdehnung.
Handelsformen
Rundholz ab ca 30 cm Durchmesser und 180 cm Länge aufwärts. Schnittholz, luft- und technisch getrocknet; Bretter und Bohlen von 13 bis 105 mm dick, von 115 mm Breite und 1,80 m Känge aufwärts. Messer- und Schälfurniere in unterschiedlichen Dicken. Schwellen, Rohfriesen für Parkett, Stab-, Mosaik und Fertigparkett, Leimholz, Sperrholz und Sperrholzformteile, Kunstharz-Pressholz, Industrieholz für Zellstoff und Spanplattenfertigung, Brennholz.
Gewicht
- frisch
820 - 1070 - 1270 kg/m3
- Schnittholz lufttrocken

0,53 - 0,71 - 0,90 g/cm3

- darrtrocken
0,49 - 0,68 - 0,88 g/cm3
Druckfestigkeit
~ 0,60 N/mm2
Biegefestigkeit
120 N/mm2
Elastizitätsmodul (Biegung)
~ 14.000 N/mm2
Bruchschlagarbeit
= 100 kj/m2
Eigenschaften
Buche ist ein mäßig schweres bis schweres Holz mit überdurchschnittlich guten Festigkeitseigenschaften. Es ist gut spaltbar, zäh und sehr tragfähig. Das Holz ist mit allen Hand und Maschinenwerkzeugen leicht und sauber zu bearbeiten und, dank seiner gleichmäßigen Struktur, besonders gut zu fräsen, drechseln und schnitzen. Längs- und Hirnflächen, Kanten sowie Paßgenauigkeit sind i.d.R. von hoher Qualität, ebenso wie geleimte Verbindungen. Bei Verschraubungen und Nägeln ist vorzubohren. Das stark schwindende Holz neigt beim Trocknen zum Verformen und zu Rißbildung, was eine sehr sorgfältige Stape lung und Trocknungsführung erfordert. Die geringe Formstabilität von Buche bei wechselnder Feuchte ist ein Risiko, das vor allem bei Verarbeitung stärkerer Dimensionen entsprechend berücksichtigt werden muß.
Nicht verkerntes Buchenholz eignet sich sehr gut für die Trocknung unter Druck und hohen Temperaturen (press drying). Nach entsprechender Vorbehandlung durch Dämpfen ist das Holz sehr gut messer- und schälbar. Dämpfen bewirkt bei Buchenholz eine Intensivierung der rötlichen Farbe und mindert durch Abbau von Spannungen im Holz die Neigung zu Rißbildung und Verwerfungen. Darüber hin aus läßt sich gedämpftes und/oder in Längsrichtung gestauchtes Buchenholz hervorragend biegen. Ungeschütztes Holz ist gegen holzverfärbende und holzzerstörende Pilze sowie Insekten nicht resistent (Dauerhaftigkeitsklasse 5 nach DIN 68364) und für eine Verwendung in Feuchträumen sowie im Außenbau nicht geeignet. Dagegen ist es, mit Ausnahme des Rotkerns, mit allen gängigen Mitteln gut imprägnierbar. Im Kontakt mit Eisen färbt sich das Holz nur geringfügig. Bei der Herstellung von mineralgebundenen Werkstoffen verursachen Inhaltsstoffe im Holz der Buche Störungen bei der Zementhärtung.
Oberflächenbehandlung

Das trockene Holz kann mit allen Präparaten nach jeder Methode behandelt werden, wenn die Mittel eine, die der gleichmäßig dichten Oberfläche angepaßt sind. Fließfähigkeit bzw. Konzentration aufweisen. Durch Beizen kann Buchenholz an nahezu jeden gewünschten Farbton angepaßt werden. Wo die natürliche oder durch Dämpfen intensivierte Farbe zum Ausdruck kommen soll, werden allgemein klare und matt glänzende Mittel für die Ober flächenbehandlung eingesetzt wie z.B. farblo se Lasuren,Mattierungen, Klarwachse, naturbelassene Ole (z.B. Leinöl) oder transparente Lacke.

Verwendungsbereiche
Buchenholz ist außerordentlich vielseitig einsetzbar: im Innenausbau für Treppen, Vertäfelungen, Parkett sowie für Wohn , Küchen , Büro und strapazierfähige Schulmöbel, wobei Vollholz, Leimholz, Biegeholz (z.B. für die Wiener Kaffeehausstühle von Thonet), Sperrholz und Sperrholzformteile gleichermaßen Verwendung finden. Aus Vollholz werden auch bevorzugt Werkbänke, Werkzeug und Gerätegriffe, Stiele, Haus und Küchengeräte aller Art sowie Spielzeug gefertigt. Messerfurniere aus rotkernigem Buchenholz sind eine sinnvolle Alternative für farbstreifige Laubhölzer (Merkblatt 66) bei der Gestaltung dekorativer Wand und Möbelflächen. Getränkte Buche ist das wichtigste Holz für Gleisschwellen. In Längsrichtung keilgezinkt kann es auch für Weichenschwellen eingesetzt werden. Dank seiner guten Imprägnierbarkeit dient Buchenholz für die Herstellung vergüteter Holzwerk
stoffe wie Isolier Vollholz und Kunstharz Preßholz. Aus Messer und Schälfurnieren werden Sperr und Schichthölzer gefertigt. Von besonderer Bedeutung ist hier der konstruktive Einsatz in Form von Baufurniersperrholz für den Gehäuse und Fahrzeugbau, als Verbindungselemente (Knotenplatten, Laschen), als Verstärkungselemente bei Brettschichtholz und als Beplankung bzw. Ausstelfung. Weitere wichtige Einsatzgebiete sind die Paletten und Kistenfabrikation sowie die Herstellung von Aktivkohle für medizinische Zwecke. Etwa 40% des gesamten deutschen Buchenholzaufkommens findet als Rohstoff in derZellstoff und Spanplattenindustrie Verwendung.

Austauschhölzer
Farblich entsprechend angepaßt (Beizen) ist Buche in der Innenverwendung traditionell eine sehr vielseitige und preiswerte Alternative für häufig verwendete Ausstattungshölzer wie z.B. Nußbaum (Merkblatt 64) und viele andere strukturell und farblich homogene Hölzer. Neben den in Aussehen und technisch gleichwertigen Buchenarten (siehe oben) können in erster Linie die im südlichen Südamerika (Chile, Argentinien) heimischen Hölzer der verwandten Gattung Nothofagus wie z.B. Coigue (N. dombeyi), Lenga (N. pumilio, Merkblatt 56) und Rauli (N. procera) im Austausch für Buche eingesetzt werden.

Anmerkungen
Die Zunahme der Waldschäden bei Laubbäumen hat auch die Buche stark betroffen, für die bereits 1987 ein Schadanteil von 60% der Bestände verzeichnet wurde. Biologische wie auch technologische Untersuchungen an Buchenholz der verschiedenen Schadklassen haben gezeigt, daß zwischen Holz von immissionsgeschädigten und gesunden Bäumen keine signifikanten Qualitätsunterschiede bestehen.
Literatur
DIETRICHS, H.H.: Rotbuche.
Chemisch-technologisches Merkblatt, Folge 13. BM Bau- und Möbelschreiner Heft 10 (1972). Konradin-Verlag Stuttgart.
FRÜHWALD, A., H.-A. KRAUSE, H. MEHRINGER, Jl. REISSNER & E. SCHWAB: Die Qualität des Holzes von Buchen aus immissionsgeschädigten Beständen. Forschungsbericht, Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH, Bonn, 105 pp (1988).
GÖHRF, K. & H. GÖTZE: Untersuchungen über die Rohwichte des Rotbuchenholzes. Archiv für Forstwesen 5 (1956), p. 716 748.
GROSSER, D.: Buche.
Arbeitsgemeinschaft Holz e.V, Düsseldorf, und Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA), Bonn, Merkblatt No. 4 (1984).
MEHRINGER, H., J. BAUCH & A. FRÜHWALD: Holzbiologische Untersuchungen an Buchen aus Waldschadensgebieten.
Holz als Roh- und Werkstoff 46 (1988), p. 447-455. SACHSSE, H.: Kerntypen der Buche. Forstarchiv 62 (1991), p. 238 242.
WINTER, H. & 1. DASKALOFF: Festigkeitseigenschaften und elastisches Verhalten von Buche.
Holz als Roh und Werkstoff 10 (1952), p. 6 12.